Wenn Elternherzen schwer werden: Schuldgefühle in Zeiten der Magersucht
Wenn Elternherzen schwer werden: Schuldgefühle in Zeiten der Magersucht
Ein Brief an dein Herz
Es gibt Momente im Leben, da schaut man sein Kind an – und erkennt es kaum wieder.
Es isst nicht mehr. Es zieht sich zurück. Es kämpft einen Kampf, den du nicht verstehst – oder den du vielleicht zu gut verstehst.
Und plötzlich bist du mittendrin: in einer Welt aus Angst, Schuld und tausend Fragen.
Du fragst dich:
Bin ich schuld?
Und ich möchte dir heute sagen:
Du bist nicht schuld.
Aber du bist wichtig.
Du hast dein Bestes gegeben. Und manchmal war das nicht genug.
Ja, vielleicht hast du geschrien.
Vielleicht warst du nicht immer da.
Vielleicht warst du zu viel. Oder zu wenig.
Vielleicht hast du Dinge weitergegeben, die du selbst nie bekommen hast.
Aber weißt du was?
Das nennt man Menschsein.
Elternsein ist kein Synonym für Perfektion.
Es bedeutet nicht, alles richtig zu machen.
Es bedeutet: da zu sein. Jetzt. Echt. Berührbar. Lernend.
Schuldgefühle schreien oft lauter als das, was darunter liegt:
deine Liebe. Deine Fürsorge. Deine Verzweiflung.
Aber Schuld hilft niemandem.
Sie lähmt.
Sie macht klein.
Und sie schiebt dein Kind in eine Rolle, in die es nicht gehört.
Denn wenn du dich zerreißt vor Schmerz, wird dein Kind sich fragen: „Muss ich mich um dich kümmern?“
Und das darf nicht sein.
Dein Kind braucht deinen Halt – nicht deinen inneren Zusammenbruch.
Dein Kind braucht keine perfekte Mutter. Sondern eine authentische.
Eine, die sagt:
„Ja, ich habe Fehler gemacht. Und ich bin bereit, daraus zu lernen.“
Eine, die nicht um Vergebung bittet, sondern Verantwortung übernimmt.
Die nicht aus Scham schweigt, sondern aus Liebe spricht.
Dein Kind braucht niemanden, der sich selbst verliert – sondern jemanden, der sich selbst findet.
Denn nur dann kann es sich selbst finden.
Dein Kind fühlt, was du nicht sagst
Wenn du „Mir geht’s gut“ sagst – aber deine Augen leer sind,
spürt dein Kind die Wahrheit hinter deinen Worten.
Es merkt, wenn du lächelst, obwohl du weinst.
Und dann beginnt es, an seiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.
Validiere die Welt deines Kindes, indem du deine eigene anerkennst.
Sei echt. Sei verletzlich. Sei du.
Du bist das Fundament, auf dem dein Kind steht
Du bist keine Fussnote im Leben deines Kindes.
Du bist der Boden.
Die Richtung.
Der Ton, mit dem es seine eigene Melodie stimmt.
Dein Kind schaut nicht auf das, was du sagst.
Es schaut auf das, was du lebst.
Wie sprichst du mit dir selbst?
Wie gehst du mit Druck um?
Wie liebst du – und wie verzeihst du dir selbst?
Heilung beginnt nicht bei deinem Kind. Sie beginnt bei dir.
Nicht, weil du es besser machen musst.
Sondern weil du es verdient hast, heil zu werden.
Du darfst still werden und hinschauen.
Du darfst trauern um das, was war.
Du darfst dich berühren lassen von deiner eigenen Geschichte –
und sie neu schreiben.
Das grösste Geschenk an dein Kind ist nicht, dass du es rettest – sondern dass du dich selbst findest.